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Europa in Osnabrück: Feiern im Portugiesischen Freizeitzentrum

 
Wer sich auf die Suche nach einem Stück Portugal mitten in Osnabrück begibt, der ist im Portugiesischen Freizeitzentrum an der Bünder Straße bestens aufgehoben. Das Ehepaar Manuela und Jorge Marques, die seit Anfang der 70er Jahre in der Hasestadt leben, trifft sich dort seit Jahrzehnten mit Landsleuten. Früher berieten sich hier ausschließlich Portugiesen über Behördengänge oder die Steuererklärung, heute sind die Hälfte der Besucher Deutsche und die Kulturen tauschen sich bei Fußball, Essen und Tanz aus.

Der 13. Juni, der Tag des portugiesischen Schutzheiligen St. Antonius, wird auch im Portugiesischen Freizeitzentrum in Osnabrück zelebriert. Manuela Marques freut sich schon jetzt darauf, mit Portugiesen und Osnabrückern Sardinen zu grillen und Rotwein zu trinken, ähnlich wie es auf den Straßen Lissabons Brauch ist.
Auch sonst genießt das Ehepaar Marques bei Rotwein, Käse und Schinken das Flair in dem Freizeitzentrum. Die 45-Jährige schwärmt, dass sie fast sämtliche Originalzutaten hier kaufen kann: Hinter dem Tresen des kleinen, exquisit ausgestatteten portugiesischen Lebensmittelgeschäfts bietet die in Osnabrücks Partnerstadt Vila Real geborene Maria Cardoso Spezialitäten aus der Heimat an: „Tremocos“ – gekochte und gesalzene Lupinenkerne, portugiesischen Rotwein, eingelegte Oliven, Sardellen in allen Variationen und natürlich „Pastel de Nata“ – süße Vanille-Blätterteigtörtchen.
Im Alter von fünf Jahren ist Manuela Marques mit ihren Eltern nach Osnabrück gekommen. Die Bilder, an die sie sich aus ihrer Kindheit erinnert: „Am Wochenende haben sich die portugiesischen Familien oft hier im Freizeitzentrum getroffen. Die Frauen haben gemeinsam gehandarbeitet, die Männer Karten gespielt.“ Integration habe damals ja nicht bewusst stattgefunden, sagt sie: „Die ist – vor allem bei uns Kindern dank Schule und Sport – einfach nebenbei passiert.“ Das hat auch ihr Mann Jorge so erlebt. „Ich habe mich hier in Osnabrück, als ich mit sechs Jahren hergezogen bin, schnell wohl gefühlt“, erzählt er, „obwohl ich damals noch kein Wort Deutsch gesprochen habe.“

 
Osnabrück, da sind sich die beiden einig, sei eine erfreulich offene und herzliche Stadt. „Das Fest der Kulturen ist immer wieder ein besonderer Höhepunkt dieses Gemeinschaftsgefühls“, betont Manuela Marques. Und was haben sich die beiden – außer ihrer herzlichen Geselligkeit und dem von südlicher Küche geprägten Gaumen noch von ihrer einstigen Heimat bewahrt? „Wir beide empfinden unsere Muttersprache als enorme Bereicherung“, sind sich die Eheleute einig. Dabei fanden sie es als Kinder gar nicht so nett von ihren Eltern, zweimal in der Woche zusätzlich zum normalen Unterricht in die portugiesische Schule geschickt zu werden. „Aber es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt sie.

Die richtige Entscheidung war es auch, weil sich die beiden in der portugiesischen Schule kennengelernt haben und ohne sie vielleicht nie ein Paar geworden wären. Diese Verbundenheit war auch einer der Gründe, warum sie – mehr als zwei Jahrzehnte später – ihre beiden Kinder dort angemeldet haben. Ein anderer war, dass auch sie den Bezug zu ihren portugiesischen Wurzeln nicht verlieren. Diese „Extra-Portion“ an europäischem Weitblick über den eigenen Tellerrand hinaus hat bei Sohn und Tochter Marques, heute 25 und 21 Jahre alt, eine gemeinsame Leidenschaft geweckt: „Unser Sohn spricht fließend Deutsch, Portugiesisch, Englisch, Spanisch, Französisch – und einigermaßen gut Italienisch und Arabisch.“ Und die Tochter? „Die spricht fließend Deutsch, Portugiesisch, Englisch und Französisch“, berichtet Mutter Manuela: „Und sie war ein Jahr lang als Städtebotschafterin für Osnabrück in Derby – als Portugiesin.“ Vater Jorge nickt zufrieden: „Das ist eben Europa .“

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